"Am 7. Oktober 2011 war das Freedom Theatre aus Jenin mit ihrem Stück „Sho Kman – Was noch?“ zu Gast im neuen Theater in Gütersloh.
Vor der eigentlichen Aufführung führte der Regisseur Nabil Alraee das Publikum mit einem kurzen Film in die Geschichte des Theaters ein und erinnerte an den im April diesen Jahres vor dem Theater ermordeten Juliano Mer-Khamis, der das von seiner Mutter gegründete Theater weiter geführt hatte.
Das pantomimisch angelegte Stück „Sho Kman“ thematisierte tänzerisch das Leben der Palästinenser unter der Besatzung.
In Fragmenten wurde erzählt, wie die erfahrene Gewalt und die ständigen Demütigungen durch die Besatzung die Menschen selbst und ihre Beziehungen zueinander deformieren. Macht, Herrschaft und die Lust an ihrer Ausübung wurden eindrucksvoll getanzt und gerappt von einer Figur in Fantasieuniform. Schien zu Beginn des Stückes noch klar zu sein, dass diese Figur die israelische Besatzung verkörperte, musste man sich im weiteren Verlauf mit der Frage auseinander setzen, ob die von ihr ausgehende Gewalt nicht auch die palästinensische Gesellschaft zersetzt. Ließ der Uniformierte die anderen Akteure wie dressierte Hunde nach seiner Pfeife tanzen, übernahm bei seiner Abwesenheit ein anderer seine Rolle. Auch ausgelassene, fröhliche Momente wurden schnell wieder durch diese immer präsente Macht in ihr Gegenteil verkehrt.
Der Auftritt eines Internationalen mit Anzug und Köfferchen (Politiker?) spielte assoziativ mit der Korruption in der palästinensischen Gesellschaft.
In den anschließenden Diskussionen wurde deutlich, dass vielen Zuschauern das Thema des Stückes schwer zugänglich war, zumal nur eine entfernt an das Arabische erinnernde Kunstsprache verwendet wurde. Weniger Verständnisprobleme hatten diejenigen, die schon einmal die besetzten palästinensischen Gebiete besucht hatten. Ihnen erschloss sich das Stück atmosphärisch, auch wenn sie nur die gemilderte „Touristenversion“ der dargestellten Gewalt, etwa an den Checkpoints, erlebt hatten.
Der Theaterabend am 07. Oktober wird allen Besuchern im Gedächtnis bleiben und vermutlich noch lange beschäftigen."