„SHO KMAN? – Was noch?“ mit dem Freedom Theatre, Jenin, Palästina

Ein Stück des Freedom Theatre, Palästina im Rahmen einer Tournee der KinderKulturKarawane am Freitag, dem 07.10.2011, 19:30 Uhr im Theater Gütersloh, Theatersaal

Im Rahmen der KinderKulturkarawane 2011 gastierte die „Drama School“ des „Freedom Theatre“ im Flüchtlingslager Jenin/ Palästina auf seiner Deutschlandtournee auch in Gütersloh.
In Jenin befindet sich ein großes Flüchtlingslager mit mehr als 5000 Kindern und Jugendlichen, die ohne Perspektive aufwachsen. Das „Freedom Theatre“ will mit Mitteln der Kunst soziale und politische Veränderungen in Gang setzen. Neben dem vielfältigen Kulturprogramm, das im Theater stattfindet, gibt es Zirkus-, Theater- und Musikkurse für Kinder und Jugendliche.
Seit 2011 ist dem Freedom Theatre die erste palästinensische Theaterschule angegliedert, in der internationale Theater- und Performancefachleute mit den jungen Palästinensern arbeiten.

Die szenische Collage „SHO Kman? – Was noch?“ zeigte die palästinensische Realität aus der Perspektive derjenigen, die während der zweiten Intifada in einer scheinbar endlosen Schleife von Gewalt und Aggression aufgewachsen sind.
Groß war der Schock, als der israelisch-palästinensische Schauspieler, Gründer und Direktor des Freedom Theatre Jenin, Juliano Mer-Khamis, am 4. April 2011 von Unbekannten vor seinem Freedom Theater erschossen wurde. „Was noch?“ ist die erste Inszenierung des Freedom Theatre nach der Ermordung des Theaterdirektors.

Ohne viele Worte, aber mit intensiver Körpersprache zeigten sieben junge Schauspielstudenten aus dem Flüchtlingslager und der Stadt Jenin, wie Besatzung und Gewalt sich nach innen kehren und dort zum Chaos führen: Freundschaft, Familie, Gesellschaft und Staat zerstören. Ein grausamer, endloser Kampf, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

"Was noch" reflektierte die bedrückende Lebenssituation in Palästina und provozierte die Frage: "Wie ausbrechen aus dem Kreislauf der Gewalt?" Das Ziel heißt Freedom - Freiheit.

Das Gastspiel des Freedom Theatres war eine gemeinsame Veranstaltung des Theaters Gütersloh in Zusammenarbeit mit unserer Stiftung „Begegnung. Stiftung Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk“. Im Anschluss an die Aufführung hatte das Publikum Gelegenheit, mit den Schauspielern und Regisseuren über das Gezeigte zu diskutieren.

Im Gedenken an Juliano Mer-Khamis

Ein Besucher des Theaterabends sandte uns folgenen Artikel

"Am 7. Oktober 2011 war das Freedom Theatre aus Jenin mit ihrem Stück „Sho Kman – Was noch?“ zu Gast im neuen Theater in Gütersloh.

Vor der eigentlichen Aufführung führte der Regisseur Nabil Alraee das Publikum mit einem kurzen Film in die Geschichte des Theaters ein und erinnerte an den im April diesen Jahres vor dem Theater ermordeten Juliano Mer-Khamis, der das von seiner Mutter gegründete Theater weiter geführt hatte.

Das pantomimisch angelegte Stück „Sho Kman“ thematisierte tänzerisch das Leben der Palästinenser unter der Besatzung.
In Fragmenten wurde erzählt, wie die erfahrene Gewalt und die ständigen Demütigungen durch die Besatzung die Menschen selbst und ihre Beziehungen zueinander deformieren. Macht, Herrschaft und die Lust an ihrer Ausübung wurden eindrucksvoll getanzt und gerappt von einer Figur in Fantasieuniform. Schien zu Beginn des Stückes noch klar zu sein, dass diese Figur die israelische Besatzung verkörperte, musste man sich im weiteren Verlauf mit der Frage auseinander setzen, ob die von ihr ausgehende Gewalt nicht auch die palästinensische Gesellschaft zersetzt. Ließ der Uniformierte die anderen Akteure wie dressierte Hunde nach seiner Pfeife tanzen, übernahm bei seiner Abwesenheit ein anderer seine Rolle. Auch ausgelassene, fröhliche Momente wurden schnell wieder durch diese immer präsente Macht in ihr Gegenteil verkehrt.
Der Auftritt eines Internationalen mit Anzug und Köfferchen (Politiker?) spielte assoziativ mit der Korruption in der palästinensischen Gesellschaft.

In den anschließenden Diskussionen wurde deutlich, dass vielen Zuschauern das Thema des Stückes schwer zugänglich war, zumal nur eine entfernt an das Arabische erinnernde Kunstsprache verwendet wurde. Weniger Verständnisprobleme hatten diejenigen, die schon einmal die besetzten palästinensischen Gebiete besucht hatten. Ihnen erschloss sich das Stück atmosphärisch, auch wenn sie nur die gemilderte „Touristenversion“ der dargestellten Gewalt, etwa an den Checkpoints, erlebt hatten.

Der Theaterabend am 07. Oktober wird allen Besuchern im Gedächtnis bleiben und vermutlich noch lange beschäftigen."

Link zum Freedom Theater und zur KinderKulturKarawane


Ein 25minütiger Zusammenschnitt des Stückes "Sho Kman?"

www.dailymotion.com


Rezension des Stückes in der Süddeutschen


Einladung