„Arna’s Children“ Zum Gedenken an Juliano Mer Khamis (1958 – 2011)

Filmvorführung am Mittwoch, dem 29. Juni 2011, 20.00 Uhr im Bambi Kino in Gütersloh, Bogenstraße
„Arna’s Children“, Israel/NL /PL 2003, 84 M, arab./hebr. mit deutschen Untertiteln
Regie: Juliano Mer Khamis, Danniel Danniel

Im Gedenken an Juliano Mer Khamis, den israelisch-palästinensischen Schauspieler, Theaterleiter und Regisseur, der am 4. April 2011 vor seinem Freedom Theatre in Jenin erschossen wurde, zeigen die Stiftung „Begegnung. Deutsch-Palästinensisches Jugendwerk“ und das Bambi-Kino seinen Dokumentarfilm “Arna’s Children”.
„Arnas Kinder“ dokumentiert die wechselvolle Geschichte der Kindertheatergruppe im palästinensischen Flüchtlingslager Jenin, die von der israelischen Kunsttherapeutin Arna Mer, der Mutter von Juliano Mer Khamis, 1988 gegründet wurde.
Ein bewegender Film, ein einzigartiges Filmdokument: „Arnas Kinder“ wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, u. a. als bester Dokumentarfilm auf dem Tribeca Filmfestival (USA) und beim Hot Docs Filmfestival (Kanada).

Arna Mer wurde 1929 als Tochter jüdischer Eltern geboren. Sie war verheiratet mit dem Palästinenser Saliba Khamis aus Nazareth.
Mit dem Beginn der ersten Intifada 1987 engagierte sich die Schauspielerin Arna Mer im Flüchtlingslager Jenin. Sie gründete mehrere Kinderhäuser und das Stone Theater, Rückzugsorte jenseits der alltäglichen Besatzungsrealität, an denen „Kindheit“ gelebt werden sollte. Mit Hilfe ihres Sohnes Juliano Mer Khamis sammelte sie eine Gruppe von neun- bis zehnjährigen palästinensischen Kindern um sich. Gemeinsam probten sie für Theaterstücke; die Jugendlichen bekamen aber auch psychologische Betreuung und Zugang zu elementarer Bildung.
Es war nicht leicht für diese ungewöhnliche Frau, das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen; denn bis dahin betraten Israelis das Lager nur als Soldaten. Für ihre hingebungsvolle Arbeit wurde Arna Mer 1993 in Stockholm mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Ein bewegendes und einzigartiges Filmdokument

Ashraf / Romeo

Ihr Sohn Juliano Mer Khamis begleitete seine Mutter während der Theaterarbeit von 1989 bis zu ihrem Tod 1995 mit der Kamera. Der israelische Friedensaktivist Ury Avnery kommentiert diese Filmarbeit:
„Juliano filmte sie zunächst, als sie Kinder waren, Mitglieder von Arnas Theatergruppe. Es sind bezaubernde Jungen und Mädchen, lebenslustig und voller Humor. Wir sehen sie auf allen Vieren, bellend und einander angreifend in der Haltung eines »Hundes«. Wir sehen Ashraf, den eindrucksvollsten Jungen, der davon träumt, einmal der »palästinensische Romeo« zu werden.
Wir hören diese Kinder, die unter unmenschlichen Bedingungen leben, wie sie von einem Leben von Glück und Glanz träumen."

Ashraf / Romeo

Als das Stone Theater nach dem Tod seiner Mutter 1995 geschlossen werden musste, hielt Juliano den Kontakt. Im April 2002, während der 2. Intifada, drang die israelische Armee gewaltsam in das Flüchtlingslager Jenin ein, zerstörte mehr als 150 Häuser und auch das Stone Theater. Im Jahre 2003 kehrte Juliano Mer Khamis nach Jenin zurück, um zu erfahren, was aus den damaligen Kindern des Theaters geworden ist. Ashraf wurde bei einer Straßenschlacht getötet, Yussef hat ein Selbstmordattentat in Israel begangen und Alla leitete eine Widerstandsgruppe.
Ury Avnery : "In den Augen der meisten Israelis sind sie einfach Terroristen, Mörder und Verbrecher, deren einziges Lebensziel es ist, »jüdisches Blut zu vergießen«. Sie sehen nicht die Menschen dahinter und fragen nicht, woher sie kamen und was sie veranlasste, das zu tun, was sie tun. (...).“
Arna's Children ist nicht nur ein bewegender, zutiefst menschlicher Film; er ist auch Julianos Abschiednahme von seiner Mutter. 2006 gründete Juliano Mer Khamis das Freedom Theatre erneut und setzte damit die Arbeit seiner Mutter fort.

(Zitate von Uri Avnery aus: Der palästinensische Romeo. Gedanken zum Film "Arnas Kinder”; aus dem Englischen von Ellen Rohls, vom Verfasser autorisiert)

Arnas Children auf YouTube

www.youtube.com