Schüleraustausch zwischen dem Evang. Gymnasium Lippstadt und der Peter Nettekoven Schule in Beit Sahour 2018

Am 12 Juni 2018 machten sich zwölf Schülerinnen und Schüler und drei ihrer Lehrer auf den Weg von Beit Sahour nach Lippstadt. Die Lippstädter Gastgeber haben sich im Vorfeld viele Gedanken darüber gemacht, was sie den Gästen bieten möchten, und entschieden sich dafür, dass sie ihnen die deutsche Lebens- und Arbeitswelt näherbringen.

Präsentation vor einer fünften Klasse, Foto: EG Lippstadt

Begonnen wurde der Besuch mit einer Stadtführung anhand von Plakaten, die die Fünftklässler im Rahmen ihres Englischunterrichts erarbeitet haben. So konnten sich die Gäste einen guten Überblick über die „Mustsees“ in Lippstadt verschaffen.
Im Anschluss daran hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, die Stadt mit Margarete Klein, ehemalige Lehrerin des evangelischen Gymnasiums, zu erkunden, um im Anschluss im Rathaus vom Bürgermeister der Stadt Lippstadt empfangen zu werden.


Empfang bei Christof Sommer, Bürgermeister von Lippstadt, Foto: EG Lippstadt
Besuch der Fachhochschule Lippstadt, Foto: EG Lippstadt

Am folgenden Tag startete die Einführung in das deutsche Studiensystem. Die FH Lippstadt empfing die gemischte Schülergruppe in ihren Hallen und führte sie mithilfe eines Vortrages, Führungen und Demonstrationen in den Laboren und einem gemeinsamen Mensaessen in das Studentenleben ein. Die Fachhochschule zeigte besonderes Interesse daran, die palästinensischen Gäste für ihre Fächer zu begeistern und ihnen gleichzeitig die Zugangsvoraussetzungen speziell für Palästinenser näherzubringen.

Besuch der Schokoladenfabrik, Foto: GE Lippstadt

Im Verlauf des Austausches wurde die Zeche Zollverein in Essen besucht, um den Gästen einen Einblick in frühere Berufe und vor allem in die Geschichte des Ruhrgebiets zu geben. Darüber hinaus wurde eine altes Lippstädter Traditionsunternehmen besucht, das mittlerweile seine Waren in die ganze Welt exportiert. Dies war sicherlich ein Highlight für die Gastschülerinnen und -schüler, denn der Exportschlager sind handgefertigte Pralinen und die Palästinenser ausgemachte Naschkatzen. Da sie im Anschluss noch ihre eigenen Schokoladen fertigen durften, konnten sie sogar ein süßes Andenken mit nach Hause nehmen.

Besuch im Westfalenstadion Dortmund, Foto: GE Lippstadt

Da die Gäste nicht nur deutsche Schokolade, sondern auch deutschen Fußball mögen, durfte ein Besuch des BVB-Stadions nicht fehlen. Bei der englischsprachigen Führung erhielten sie Einblicke in alle Bereiche des Stadions: So durften sie sich unter anderem auf die Trainerbank setzen, ins Stadion einlaufen und auf der Südtribüne ihre Gesangskünste beweisen, wobei die Palästinenser die Deutschen lautstärkemäßig weit übertrafen. Das galt aber nicht nur im Stadion, sondern bei allen Zug- und Busfahrten, bei denen regelmäßig Gesänge angestimmt und gefeiert wurde. 

Auf dem Programm stand aber nicht nur Deutschland im Mittelpunkt. In Kooperation mit dem Telgter Arbeitskreis „Israel-Palästina“ und des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums fand ein Vortrag und ein anschließender Workshop mit dem Menschenrechtler Issa Amro aus Hebron statt. Issa Amro setzt sich für eine gerechte und friedliche Zukunft in Palästina/Israel ein. Er wies auf die Missstände in seiner Heimatstadt hin und forderte die Jugendlichen auf, sich gewaltfrei für eine gerechtere Lebenssituation einzusetzen. Vor allem für die Schülerinnen und Schüler, die noch nicht in Palästina waren, bot die Veranstaltung einen guten Einblick in die Geschichte des Konflikts und die aktuelle Situation vor Ort.

Neben dem Programm gab es aber auch viel Raum, um sich gegenseitig kennenzulernen. Da die Palästinenser neun Tage bei den Gastgebern wohnten, konnten sie am alltäglichen Leben, z.B. an Familienfeiern, Hobbys oder dem ganz gewöhnlichen Sonntagsfrühstück teilnehmen. Am Abschlussabend wurde deutlich, dass die meisten Paarungen eine ganz besondere Beziehung zueinander aufgebaut haben. Diejenigen, die noch nicht in Palästina waren, sind ganz gespannt und voller Erwartung auf den Rücktausch. Am Morgen des Abfluges wurden die letzten Selfies geschossen und die Palästinenser tränenreich verabschiedet.