Austausch mit der School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch 2013/14. Projektarbeit zum Thema „Deutschland, Israel & Palästina - Biografien im (NahOst-)Konflikt“.

„Eine tolle Erfahrung für mich war es zu sehen, dass es junge Menschen in Deutschland gibt, die wissen, dass es uns und unser  kleines Land ‚Palästina‘ gibt, die daran interessiert sind, wie es den Menschen dort geht, die uns besuchen und mehr über uns und unser Land erfahren wollen. Wir lernten eine Menge über unsere unterschiedlichen Gesellschaften, Religionen und Traditionen – trotzdem sind wir uns ähnlich in unseren Interessen und in unseren Träumen, wir können einander verstehen und trotz der Unterschiede miteinander leben“, schreibt Yasmin aus Ramallah.

„Ich habe in dieser Zeit mehr gelernt als in vielen Wochen Schule und glaube, dass mich diese Begegnung für mein weiteres Leben prägen wird“, resümiert Sebastian, ein Schüler der Anne-Frank-Schule.

Begegnung in Gütersloh

Wie bei jedem Schüleraustausch der beiden Schulen hatten sich die Schülerinnen und Schüler fast ein Jahr lang im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft vorbereitet. Auf dem Plan standen geschichtliche Themen (Nationalsozialismus und Holocaust, Zionismus, Staatsgründung Israels, NahOstkonflikt, Geschichte Palästinas, Friedensbemühungen, …), religiöse Themen um Judentum, Christentum und Islam und kulturelle Themen.
Eine Besonderheit in diesem Jahrgang 2013/14 war, dass die Vorbereitung auf den Austausch zum ersten Mal für die Schüler des 12. Jahrgangs der Anne-Frank-Schule im Rahmen eines Projektkurses (Geschichte und Ev. Religionslehre) angeboten werden konnte, der für die Gesamtqualifikation zum Abitur angerechnet wurde.

Die Anne-Frank-Schüler hatten frühzeitig mit ihren Partnern aus Ramallah die Idee entwickelt, sich in ihrer Projektarbeit mit Biografien von Zeitzeugen des Konfliktes zwischen Israel und Palästina zu befassen. Das Thema lautete "Deutschland, Israel & Palästina - Biografien im (NahOst)Konflikt".

Yasmin und Lina aus Ramallah mit Drs. Chris und Hajo Meyer

Bei der ersten Begegnung in Gütersloh sprachen die Schüler mit Bashar Shammout, einem hier lebenden Palästinenser, über dessen Flüchtlingsbiografie und seinen ebenfalls in Deutschland lebenden israelischen Freund, der den Militärdienst in den besetzten palästinensischen Gebieten verweigert hatte.
Mit der Holocaustüberlebenden Esther Bejarano führten zwei Schülerinnen in Hamburg ein Interview über Rassismus, Antisemitismus und ihre Kritik an der israelischen Palästina-Politik.
Der in Bielefeld geborene Auschwitz-Überlebende Dr. Hajo Meyer war trotz seines hohen Alters aus Amsterdam angereist, um der deutsch-palästinensischen Schülergruppe in der Anne-Frank-Schule über seine Erfahrungen in Nazi-Deutschland, aber auch über seine Kritik an der israelischen Palästina-Politik zu berichten.
Von dieser Begegnung waren vor allem die jungen Palästinenser tief beeindruckt, die vorher kaum je einem unbewaffneten Juden oder Israeli begegnet waren.

Daneben standen Unterrichtshospitationen in der Anne-Frank-Schule, Exkursionen nach Münster und Berlin, außerdem eine Kanufahrt auf der Lippe auf dem Programm. In ihrer Freizeit organisierten die Schüler selbständig weitere Aktivitäten, um dem Bedürfnis der palästinensischen Gäste entgegen zu kommen, möglichst viel zu erleben.

Daher Nasar erklärt der Gruppe seine Lage zwischen den israelischen Siedlungen.

In Ramallah, Bethlehem und Jerusalem traf die gemischte Schülergruppe mit weiteren Zeitzeugen zusammen.
Bei einem Besuch der Familie Nasar in der Nähe von Bethlehem informierten sich die Schüler über deren jahrzehntelangen juristischen und friedlichen Kampf um ihren Weinberg, der von umliegenden israelischen Siedlungen bedrängt wird.
Der palästinensische Friedens- und Menschenrechtsaktivist und Leiter des Palestinian Centre for Peace and Democracy, Naseef Mu’allem, Frau Prof. Dr. Helga Baumgarten und der Architekturprofessor Nazmi al Jubeh waren weitere Gesprächspartner.

Mit einem Überlebenden des Goldstein-Massakers in Hebron

Besonders drastisch erlebten die Schüler die Besatzungssituation Palästinas in Hebron, wo wenige, besonders militante Siedler das Leben einer ganzen Stadt lähmen. Ein Schweizer Beobachter des TIPH (Temporary International Presence in Hebron) erklärte der Gruppe die Situation, die so auch den meisten Schülern aus Ramallah nicht bekannt war.
Touristischer Programmpunkt war eine Exkursion nach Jericho, in Wadi Qelt und ans Tote Meer.
Der Abschluss der zweiten Begegnungsfahrt war dann für die deutsche Gruppe ein zweitägiger Aufenthalt in Jerusalem mit einem Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.

Mit Frau Prof.Dr. Helga Baumgarten vor der Universität Birzeit
Wanderung im Wadi Qelt