Partnerschaft der Anne-Frank-Schule Gütersloh mit der Evangelical-Lutheran School of Hope in Ramallah

„Im Interkulturellen Austausch und durch zwischenmenschliche Begegnungen sollen unsere Schülerinnen und Schüler ihre eigene Identität entdecken und den respektvollen, demokratischen und gewaltfreien Umgang mit dem Anderen lernen. Ihre Bildung und ihre Erfahrungen sollen Bausteine für den Frieden und die Verständigung zwischen den Völkern sein.“

(Auszug aus der Partnerschaftsurkunde zwischen der Evangelical-Lutheran School of Hope, Ramallah und der Anne-Frank-Schule, Gütersloh, Juli 2002)

 

Der Kontakt beider Schulen mit regelmäßigen Schüleraustauschprogrammen in Gütersloh, Ramallah und Jordanien besteht seit 1998. 2002 wurde eine offizielle Schulpartnerschaft feierlich begründet. Seit Gründung der Stiftung Begegnung im Jahr 2004 werden die Schülerbegegnungen der beiden Schulen von der Stiftung personell und finanziell unterstützt und gefördert.



Die Evangelical-Lutheran School of Hope

Träger der 1965 gegründeten Schule ist die „Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land“. Weil Christen in Ramallah eine Minderheit bilden, ist die School of Hope aber auch offen für Kinder muslimischen Glaubens, die mittlerweile 78% der Schülerinnen und Schüler stellen. Die Schule befindet sich derzeit (2014) noch unweit des Stadtzentrums von Ramallah und wird demnächst in einen größeren Neubau umziehen. 

 

Ramallah ist das palästinensische Verwaltungszentrum im von Israel seit 1967 besetzten Westjordanland. Neben Nablus ist Ramallah mit 60.000 Einwohnern (Stadt) bzw. 280.000 Einwohnern (Verwaltungsbezirk) die größte palästinensische Stadt und das vitale kulturelle Zentrum der Westbank.

 


Die Geschichte der Partnerschaft mit der School of Hope

Der erste Austausch mit der School of Hope fand 1998 in Ramallah und 1999 in Gütersloh statt. Im Sommer 2002 wurde die offizielle Schulpartnerschaft zwischen der Anne-Frank-Schule und der Evang.-Luth. School of Hope  im Rahmen einer gemeinsamen Lehrerfortbildung in Gütersloh unterzeichnet. 

 

Feierliche Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde im Sommer 2002.

 

Schülerin Dominique Schluckebier
Die Schulleiterin der AFS, Frau Dr. Obbelode, der Schulleiter der SoH, Herr Abu Ghazaleh, die Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh, Frau Unger
Die Leiterin des Schülerorchesters der AFS, Frau Pollmeier
 

Chronologie und Themen der bisherigenBegegnungsprogramme

1998

Erster Besuch einer deutschen Schülergruppe bei der Evangelical-Lutheran School of Hope inRamallah (Themen u.a.: Treffen mit Zeitzeugen: ehemalige jüdische Zwangsarbeiterinnen aus dem Kreis Gütersloh, Betzavta – Training, Friedens- und Demokratieerziehung mit dem adam-institut, Holocaust und Nahostkonflikt)

 

1999

Erster Gegenbesuch der School of Hope in Gütersloh (Themen u.a.: deutsche Geschichte, NS, KZ Wewelsburg, Betzavta-Training, Friedens- und  Demokratieerziehung in Zusammenarbeit mit dem adam-institut)

 

2000

Austausch mit Besuch und Gegenbesuch (Themen u.a.: „Wasser ist Leben“, deutsche Geschichte, Geschichte des Nahostkonflikts, Zeitzeugen, Betzavta-Training, Friedens- und Demokratieerziehung in Zusammenarbeit mit dem adam-institut)

  

2001

Austausch mit der Evang.-Luth. School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch (Themen wie 2000).

 

2002

Studienaufenthalt palästinensischer Kollegen in Gütersloh und gemeinsame Fortbildung mit Kollegenbeider Schulen. Am 15. Juli 2002 feierliche  Unterzeichnung der Partnerschaft. 

 

2003

Schüler der School of Hope zu Gast in Gütersloh: erstes interkulturelles Seminar mit community arts u.a. zum Thema „Konfliktbewältigung“ (der geplante Besuch einer AFS-Gruppe in Ramallah musste wegen des Irak-Kriegs ausfallen). Erste Begegnung mit dem Auschwitz-Überlebenden Dr. Hajo G. Meyer in Amsterdam.

 

2004

Treffen mit Schülern der School of Hope in Jordanien (Thema u.a. Wasser) und Gegenbesuch in Gütersloh. 

 

2005

Austauschprogramme in Jordanien und Deutschland mit dem Schwerpunktthema „Dialog statt Kampf der Kulturen“ 

 

2006

Begegnungsprogramm in Gütersloh und Amsterdam mit dem Schwerpunktthema „Mut zum Dialog – ethnische, kulturelle und religiöse Grenzen überwinden“. Im Rahmen dieses Programms entstand aus der Begegnung mit dem jüdischen Zeitzeugen und Holocaust-Überlebenden Dr. Hajo G. Meyer die Publikation „Eine andere jüdische Stimme – a different Jewish voice“.

 

2007

Begegnungsprogramm in Gütersloh und Amsterdam mit dem Schwerpunktthema: „Menschen - Leben für Frieden und Gerechtigkeit.“ Jugendliche aus Deutschland und Palästina  befassen sich mit Persönlichkeiten, die sich für Frieden und Menschenrechte einsetzen.

 

2008

Auszeichnung der Projektarbeit aus dem Jahr 2006 „Eine andere jüdische Stimme – a different Jewish voice“ in der Berliner Akademie der Wissenschaften durch die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.

 

2009

Austausch mit der School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch. Schwerpunktthema und Titel der Projektarbeit: „1948 – Propaganda und Feindbilder in trivialen Medien (Spielfilmen) über die Phase der israelischen Staatsgründung“ – eine medienkritische Untersuchung.

 

2011

Austausch mit der School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch. Erstellung einer Projektarbeit zum Thema Menschenrechte und eines Internet-Blogs: www.israel-palaestina-ag.blogspot.com

 

2013/14

Austausch mit der School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch. Projektarbeit zum Thema „Deutschland, Israel & Palästina - Biografien im (NahOst-)Konflikt“.

 

2015

Austausch mit der School of Hope mit Besuch und Gegenbesuch. Projektarbeit zum Thema „Krieg der Bilder - Der NahOstkonflikt in den Medien“.


Die Erziehungsziele

Das Jugendbegegnungsprojekt versteht sich als Beitrag zur internationalen Verständigung, zum Frieden in der Welt und zur Achtung der Menschenrechte.  Wir wollen den Weg der Verständigung und Versöhnung in Israel und Palästina gehen. 

 

Die Schule fühlt sich der deutschen Vergangenheit tief verpflichtet. Das drückt sich in allen Jahrgangsstufen in der Auseinandersetzung mit dem unmenschlichen Regime des Nationalsozialismus aus, verdichtet in dem Schicksal Anne Franks. 

 

Daraus resultieren die Erziehung zu Toleranz und demokratischem, gewaltfreiem Handeln, zum Eintreten für die Menschenrechte, wo auch immer diese verletzt werden.

 

AFS- und SoH-Schüler 2005 in einem palästinensischen Flüchtlingslager in Amman / Jordanien.

Gespräche mit Zeitzeugen

Schüler der AFS und der SoH 2006 mit Dr. Hajo Meyer und Dr. Chris Meyer. Foto: AFS

Zu historischen und aktuellen Themen im Rahmen der Begegnungsprogramme mit deutschen und palästinensischen Jugendlichen werden häufig Zeitzeugen eingeladen.
Aufgrund ihrer biografischen Erfahrungen können diese in besonderer Weise den Schülern Zusammenhänge vermitteln – besser als dies jedes Schulbuch könnte.
Die Begegnungsgruppe 2006 in Amsterdam mit Dr. Hajo G. Meyer.
Dr. Hajo Meyer musste als in Bielefeld geborener Jude mit 15 Jahren allein in die Niederlande fliehen, lebte dort im Untergrund, wurde Ende 1944 nach Auschwitz deportiert und überlebte mit viel Glück. Er lebt heute in den Niederlanden und ist ein scharfer Kritiker der israelischen Besatzungspolitik.
Aus den Gesprächen und Interviews mit Hajo Meyer entstand eine Publikation, die von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ ausgezeichnet wurde.

Ein Schüler der School of Hope, Ramallah, mit Dr. Hajo Meyer in Amsterdam. Foto: AFS

Gespräche mit Zeitzeugen – z.B. Jeremy Milgrom

Jeremy Milgrom, einer der Mitbegründer der „Rabbiner für Menschenrechte“, in der AFS. Jeremy Milgrom berichtete 2011 in der Anne-Frank-Schule über die Jahalin-Beduinen, die aus ihren tradierten Lebensräumen in der Wüste herausgerissen wurden.
Er regte einen Besuch bei den Beduinen des Jahalin-Clans an, der heute neben einer großen Müllkippe in der Nähe von Jerusalem lebt.


Gespräche mit Zeitzeugen – z.B. Daoud Nasar

Eine Schülergruppe der Anne-Frank-Schule mit Daoud Nassar auf dem Weinberg seiner Familie. Im Hintergrund links eine der israelischen Siedlungen. Foto: AFS

2011 besuchte eine Schülergruppe der Anne-Frank-Schule die palästinensische Familie Nasar auf ihrem Weinberg in der Nähe von Bethlehem.
Unter dem Motto „Wir weigern uns Feinde zu sein“ wehrt sich die Familie mit friedlichen und juristischen Mitteln gegen die Enteignung ihres Landes durch die Besatzungsmacht. Die umliegenden israelischen Siedlungen möchten damit ihr Gebiet arrondieren. Die Familie Nasar gehört damit zu den wenigen, die noch nicht aufgegeben haben.

Blick vom Weinberg der Familie Nassar bei Bethlehem auf eine weitere israelische Siedlung. Foto: AFS

Engagement für Menschenrechte und politisches Handeln

Mit den Themen der Austauschprogramme (geschichtliche Themen, Menschenrechte) suchen die beiden Schulen die Öffentlichkeit und das Gespräch mit Politikern.
2011 waren Parlamentarier und Parteienvertreter zu Gast in der Anne-Frank-Schule, in Berlin fanden ein Besuch des Bundestages und ein Treffen mit Klaus Brandner, MdB, im Abgeordnetenhaus statt. Dort wurden die Arbeitsergebnisse zum Thema Menschenrechte in den besetzten palästinensischen Gebieten vorgestellt und diskutiert.

Mit Klaus Brandner, MdB, SPD, im Hans-Löbe-Haus in Berlin. Foto: AFS
Deutsch-Palästinensische Schülergruppe 2011 mit der Bürgermeisterin der Stadt Gütersloh, Frau Maria Unger, vor der Anne-Frank-Schule. Foto: AFS
Herr Elmar Brok, Mitglied des Europaparlaments für die CDU, 2011 im Gespräch mit einer Austauschgruppe in der Anne-Frank-Schule. Foto: Afs
Deutsch-Palästinensische Schülergruppe 2011 mit Herrn Heiner Kamps, Mdb, FDP, vor der Anne-Frank-Schule

Interkulturelles Seminar

Fester Bestandteil der Austauschprogramme ist ein Interkulturelles Seminar. Der erfahrene Theaterpädagoge Scot McElvany greift hier auf spielerisch-dialogische Weise kulturelle Themen mit der deutsch-palästinensischen Gruppe auf.
Die Teilnehmer des Seminars finden dies immer hilfreich für ein vertieftes Kennenlernen.


Natürlich bleibt neben dem Programm immer auch Zeit für Freizeitaktivitäten

... in Berlin
... am Toten Meer
... beim Kanufahren
... beim Feiern
... waiting for the train
... beim arabischen Essen

Links zu den beiden Partnerschulen

www.elcjhl.org


www.afs-gt.de

Partnerschaftsurkunde zwischen der AFS und der SoH